johannes.wtf

2019-05-11 15:02:00

Der Themenkomplex "Kevin Kühnert - Sozialismus" liegt hier noch unbearbeitet rum. Für mein wtf Format (ein oder zwei Links mit nem spontan getippten Absatz, um dem einen Spin mitzugeben) ist es auch zu komplex. Aber ignorieren kann man es auch nicht.

Also, was ist der Ausgangspunkt? Kühnert gibt als Juso-Vorsitzender ein Interview mit dem Einstieg er sei Sozialist und erst die Interviewer bringen BMW auf. Sicherlich hat Kühnert keinen konkreten Einblick auf BMW, aber BMW ist ein spannendes Beispiel. So um 1958/1959 gab es da große Probleme und es waren die Arbeiter, die durch große Proteste verhindert haben, dass BMW durch Mercedes-Benz geschluckt wurde und es ermöglichte, das Herbert Quandt die Mehrheit übernehmen konnte. Herbert Quandt selber hatte sein Vermögen, von seinem Vater, der in der NS-Zeit groß Geschäfte mit Zwangsarbeitern machte, geerbt. Bereits 1964 war die Sanierung abgeschlossen und durch neue Modelle auf die Gewinnschiene geschoben.

Heutzutage gehört BMW zu rund 45% den Erben und Ur-Erben Herbert Quandts, die diese Milliardenschweren Anteile aufgrund gewiefter Tricks (z.B. Teilung von Kapital- und Stimmrechten und frühzeitiger Übertragung des Kapitals an Erben) mit nur minimaler Besteuerung erhalten haben.

Heutzutage steht die Familie Quandt-Klatten oben auf der reichsten Liste und das "unternehmerische Risiko" ist so groß, dass selbst bei Komplettpleite von BMW das Vermögen noch immer im Milliardenbereich ist. Gleichzeitig haben wir die Arbeiterschaft bei BMW. Bei Arbeitern in Deutschland haben wir — ganz allgemein — das Problem, dass Löhne in Deutschland im Vergleich zur Wirtschaftsleistung zu gering sind. Hätten wir höhere Löhne, hätte die Unterschicht eine höhere Kaufkeistung, somit höhere Binnennachfrage und weniger Exportüberschuss, was nicht nur Donald Trump glücklich macht.

Um den Bogen weiter zu spannen: Wie absurd die Verteilung der Gewinne im Kapitalismus ist, zeigt sich ja aktuell bei Uber: Die Fahrer leben teils prekär, sind aber elementarer Teil der Wertschöpfungskette. Die Woche war der Börsengang der Aktie - einer der größten der Geschichte und der aufgrund absoluter charaktelricher uneigung gechasste Gründer Kalanick ist Multimillionär.

In so einem Umfeld überlegt nun der Vorsitzende der Jungsozialisten, wie man Auswüchse verhindern kann und den Arbeitern, die eben einen großen Teil der Leistung erwirtschaften und eben auch ein großes Risiko tragen (wenn der BWM Facharbeiter seinen Job verliert hat das signifikant größere Auswirkungen auf ihn als eine BMW-Pleite auf Susanne Klatten) und wie Kühnert sagt ist das eben nicht notwendigerweise eine Verstaatlichung sondern man kann auch andere Modelle entwickeln, wie stärkere Genossenschaftliche Beteiligung. Oder man fängt Mal bei Löhnen und Erbschaftssteuer an.

Schon Henry Ford wollte (so das Zitat, dass ich jetzt nicht überprüft habe) dass auch die Arbeiter, die das Auto zuammen bauen, sich jenes auch leisten können.

(das Originalinterview ist leider hinter einer Paywall, aber rezitiert, analysiert und diskutiert wird es ja noch immer bei allen Medien)