johannes.wtf
Nachdem David Cameron das Brexit-Referendum verloren hat, ist er als Ministerpräsident zurück getreten. So heißt es. So einfach ist das aber nicht in Großbritannien: Statt zurück zu treten würde der Königin vorgetragen, dass es eine Nachfolgerin gibt, die die Mehrheit im Parlament hinter sich hat und die Königin ernannte diese.
In der Folge wollte Cameron auch aus dem Unterhaus ausscheiden. Auch das kann man nicht so einfach. Die Regeln sehen, seit 1924, nicht mehr vor, dass jemand aus dem Parlament Austritt. Der Weg dafür ist, dass man von der Krone einen Posten bekommt. Damit dient man der Krone direkt und kann nicht mehr für das Volk in den Commons, dem Unterhaus reden und scheidet so aus. So wurde Cameron "Crown Steward and Bailiff of the Manor of Northstead" eine Funktion ohne irgendsonstwas, nur eben inkompatibel mit der Rolle im Unterhaus.
Nach dem Ausscheiden aus No. 10, wurde er nicht zum Lord ernannt und hatte so keinen Sitz im House of Lords. Dazu hätte in Theresa May oder einer der Nachfolger vorschlagen müssen. Dies wird zumeist, aber nicht immer, gemacht. Als zweite Kammer spielt das House of Lord in der Gesetzgebung eine Rolle, kann aber bis auf aufschieben wenig tatsächlich machen und die meisten Mitglieder lassen sich auch so gut wie nie blicken.
Nun hat der aktuelle Premier, Rishi Sunak, entschieden Cameron wieder zum Minister zu machen. Da Cameron aber kein Abgeordneter mehr ist, kann er nicht in die Commons, kann also nicht im Parlament beitragen. Was macht man also? Sunak schlägt dem König vor Cameron zum Lord zu machen und so einen Sitz im Oberhaus zu verschaffen. Der König, als de-facto-Marionette des Premier, mach ihn also zu Lord Cameron. Künftig werden dann Fragen an den Außenminister im Oberhaus oder an einem Stellvertreter im Unterhaus gestellt und ebenso Vorhaben vorgestellt.
Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?
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